Mythen und Fakten zum Thema Pensionen


Mythen & Fakten zum Thema Pensionen
 

Mythen und Fakten zum Thema Pensionen | Sozialdemokratische Partei Österreichs

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1) Falsch ist: Die Jungen werden später keine Pension bekommen.

Richtig ist: Unser Pensionssystem ist sicher. Die un­selb­ständigen Ver­sicherten decken mehr als 80 Pro­zent ihrer Pen­sions­kosten selbst. Bei den Selb­ständigen sind es 44 Prozent. Der Rest der Aus­gaben wird aus Steuer­mitteln ge­deckt. Die letzten zehn Jahre lag der Bundes­beitrag – trotz Wirt­schafts­krise – immer deutlich unter drei Pro­zent des BIP (Wirt­schafts­leis­tung). Da die Pensions­re­form­maßnahmen wir­ken, steigt das faktische Pensions­an­tritts­alter. Es gibt also keinen Grund an­zu­nehmen, dass die Jungen keine Pension be­kommen werden.

2) Falsch ist: Die Leute gehen immer früher in Pension.

Richtig ist: Der Pensionsantritt erfolgt deutlich später. Derzeit beträgt das tat­sächliche Pensions­antritts­alter 60 Jahre und ein Monat. Hier sind nicht nur die Arten der Alters­pen­sionen mit­ein­ge­rechnet, sondern alle Pensions­typen wie etwa In­validitäts-, Berufs- oder Erwerbs­un­fähig­keits­pensionen. Das be­deutet, dass allein im Ver­gleich zwischen dem ersten Halb­jahr 2014 und dem ersten Halb­jahr 2015 ein An­stieg bei allen Pensionen zu­sammen­ge­rechnet von einem Jahr und einem Monat er­folgte. Be­trachtet man nur die Alters­pensionen, war das Pensions­an­tritts­alter der Männer im ersten Halb­jahr 2014 63 Jahre. Im selben Zeit­raum 2015 ist es um ein halbes Jahr angestiegen (auf 63 Jahre und 7 Monate) und bei den Frauen um sieben Monate auf 60 Jahre und einen Monat.

3) Falsch ist: Ein Versicherungssystem wäre besser.

Richtig ist: Das Umlagesystem ist krisensicher, ein Versicherungssystem nicht. Umlage­system be­deutet, dass die Pensions­ver­sicherungs­beiträge der aktuell Berufs­tätigen direkt an die Pen­sionistInnen aus­be­zahlt werden, also „um­gelegt“ werden. Pensionen auf Basis des Um­lage­ver­fahrens sind sicher. Privat- oder Firmen­pensionen, die auf dem Ver­sicherungs­system beruhen, sind den oft dramatischen Schwankungen der Finanz­märkte aus­ge­liefert. Zig­tausende Men­schen haben da­durch schon ihr Er­spartes ver­loren.

4) Falsch ist: Ein Bonus-Malus-System für Ältere bringt nichts.

Richtig ist: Anreize, Ältere länger im Erwerbsleben zu lassen, wirken. Das hat vor kurzem auch das WIFO angeraten, um eine stärkere Teil­nahme von Älteren am Arbeits­leben zu er­reichen. Die Re­gierung hat diese Maß­nahme auch in ihrem Koalitions­abkommen fest­ge­schrieben. Aller­dings sperrt sich der ÖVP-dominierte Wirt­schafts­flügel hart­näckig gegen die Um­setzung eines solchen Systems, das Unter­nehmen, die Ältere an­stellen, be­lohnt und solche, die kaum ältere Mit­arbeiter haben, zur Kassa bittet. Für das Budget hätte ein An­steigen der Be­schäftigungs­quote bei den über 50-Jährigen um bloß zwei Pro­zent die gleichen Aus­wirkungen wie ein An­steigen des faktischen Pensions­antritts­alters um ein Jahr.

5) Falsch ist: Man muss das Frauen-Antrittsalter sofort anheben.

Richtig ist: Ein vorzeitiges Anheben des Frauen-Antrittsalters schafft nur mehr Arbeitslose. Gesetz­lich vor­gesehen ist eine suk­zessive An­gleichung des Pensions­an­tritts­alters der Frauen an das der Männer ab dem Jahr 2024. Die An­gleichung wird 2033 ab­ge­schlossen sein. Davor braucht es aber mehr Betreuungs­plätze für Kinder, Anreize für Väter­karenz und einen leichteren Über­gang von Teil­zeit- in Voll­zeit­beschäftigung. Vor allem aber: mehr Arbeits­plätze für Ältere. Denn sonst werden Frauen statt in die Pension in die Arbeits­losigkeit ver­schoben.

6) Falsch ist: Die Pensionen kommen dem Staat immer teurer.

Richtig ist: Der Beitrag aus dem Staatssäckel ist seit Jahren stabil. Alle Pensionen (inklusive Beamte) kosten lang­fristig deut­lich unter sieben Prozent des BIP. Das heißt, dass die Kosten stabil bleiben, obwohl es mehr ältere Men­schen in Öster­reich gibt. Daran sieht man, dass die Re­formen voll greifen. Trotz der Wirt­schafts­krise wird den Pensionisten pünkt­lich die Pension be­zahlt und ein würdiges Leben er­möglicht.

7) Falsch ist: Staatsbedienstete können es sich richten.

Richtig ist: Die Beamtenpension ist ein Auslaufmodell. Bereits 2005 wurden Beamten- und ASVG-Pensionen an­ge­glichen. Die Hälfte der Bundes­be­diensteten ist bereits im ASVG. Sonder­pensionen wurden massiv ein­ge­grenzt. Mit der Ein­führung pro­gressiv ge­staffelter Pensions­sicherungs­bei­träge wurden selbst bereits be­stehende „Luxus­pensionen“ deutlich ge­kürzt.

8) Falsch ist: Eine Pensionsautomatik wie in Schweden muss her.

Richtig ist: Das schwedische Modell käme Österreich teurer. Mit einer Pensions­auto­matik werden die Pensionen auto­matisch ge­kürzt, wenn auf­grund der älter werdenden Be­völkerung mehr Menschen in Pension gehen. Was so ver­nünftig klingt, ist in Wirklich­keit sehr teuer: Um Alters­armut zu ver­meiden, muss die schwedische Regierung im Gegen­zug jährlich Steuer­senkungen durch­führen. Auch werden in Öster­reich, im Gegensatz zu Schweden, viele Sozial­leistungen über das Pensions­system finanziert. Rechnet man diese Leistungen heraus, betragen die Bundes­mittel für die Pensionen nur 1,3 Prozent des BIP. Die Gesamt­kosten des Sozial­systems aber sind in Schweden deutlich höher als in Öster­reich.

9) Falsch ist: Immer mehr flüchten in die Invaliditätspension.

Richtig ist: Die Pensionsreformen wirken – es gibt immer weniger Invaliditäts­pensionen. Bei der Invaliditäts­pension haben sich die Neu­zu­gänge im Ver­gleich zum ersten Halb­jahr 2014 um ein Drittel ver­ringert, während das Antritts­alter von 53,4 auf 54,9 Jahre bei den Pensionierungen aus gesund­heit­lichen Gründen ge­stiegen ist. Gleich­zeitig steigt die Zahl der Men­schen, die in die normale Alters­pension gehen (Männer 65 Jahre, Frauen 60 Jahre) von 16.396 im Halb­jahr 2014 auf 17.191 im Halb­jahr 2015.

10) Falsch ist: Der Generationenvertrag kippt.

Richtig ist: Zu dieser Befürchtung gibt es keinen Anlass. Der finanzielle Beitrag des Staates ge­messen am BIP ist seit vielen Jahr­zehnten stabil und die Pensions­reformen zeigen Wirkung. Pensions­konto, Reform der Invaliditäts-Pension sowie die Maß­nahmen, um Menschen länger gesund im Erwerbs­leben zu halten sind einige der Meilen­steine der Re­formen – und sie funktionieren.

Friday, August 28, 2015 9:45:00 AM
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re: Mythen und Fakten zum Thema Pensionen

Tuesday, September 8, 2015 1:59:06 PM Gerald Grassl

Wirtschaftsliberales Denken und Pensionssicherung

Meines Erachtens hat die große "Pensionssünde" bereits in den 70ern begonnen. Damals "erwirtschafteten" sämtliche Sozialversicherungen Milliardenüberschüsse (in ÖS); "Zukunftsforscher" (sind zu mehr als 90 % Kaffeesudleser / eine Großteils fragwürdige "Wissenschaft"!) prognostizierten, dass diese Milliardengewinne der staatlichen Versicherungen laufend steigen werden, doch kamen dann später mehrere gewaltige "Knicke" in dieser Entwicklung - davon später...

Außerdem ist zu bedenken, dass DAMALS die Beiträge zwischen Arbeitern/Angestellten und Unternehmern GERECHTER verteilt und später zunehmend zulasten der Lohnabhängigen verschoben wurden.

Damals geschah es, dass die Regierungen einfach Gelder aus diesen Sozialversicherungstöpfen für diverse "fremde" Projekte entnahmen (natürlich mit dem Versprechen, dies - evtl. irgendwann – zurückzugeben. Das, was heute als "aus Steuermitteln" zugunsten der Pensionsversicherungen bezeichnet wird, ist nichts anderes, als ein relativ geringer Teil der Schuldenrückzahlung von damals!).

Wenn heute immer wieder über zu hohe "Lohnnebenkosten" (wobei diverse Abgaben darin natürlich schon hinterfragbar sind) geschwafelt wird: In den kommunistischen USA wurden in Krisenzeiten der Zwischen- und unmittelbaren Nachkriegszeiten mit bis auf ca. 80% sog. „Reichensteuer“ plus Lohnnebenkosten, wie sie die skandinavischen Ländern und Österreich nie hatten, erhöht (BIG DEAL I u. II). Womit der Wohlstand für alle danach in einer Weise stieg, wie nie zuvor oder nachher (da vor allem der Inlandskonsum forciert wurde!). Später folgten wieder radikale Kürzungen der "Reichensteuer" und der Lohnnebenkosten, mit der bekannten Folge, dass die Arm-Reich-Schere in den USA drastisch auseinanderging.

Übrigens: in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, deren Forderungen wesentlich radikaler als die der Französischen Revolution sind (auch deren Forderungen wurden bis heute nirgendwo verwirklicht, obzwar es eh nur eine bürgerliche und keine proletarische Revolution war!), steht nirgends, dass die Zukunft der USA  kapitalistisch sein soll???!!!

Spätestens ab den 80ern begann sich das "wirtschaftsliberale" Denken aus der "Goldmann-Sachs"-Zentrale auch in Europa (Thatcher usw.) durchzusetzen - und auch in Österreich. Privatisierungen im öffentlichen (gewinnversprechenden) Sektor, was logischerweise in all diesen Bereichen schleichend zu Verschlechterungen für die Konsumenten führte. Auffällig am Beispiel Post: Portokosten wurden in rasanter Geschwindigkeit erhöht, gleichzeitig Lohnniveau gesenkt, Standorte rationalisiert usw. Dafür können sich die Aktionäre jährlich über steigende Dividende freuen. Kann sich wer erinnern, dass es zuvor in Österreich - als Banken ganz oder teils verstaatlicht oder unter Kontrolle der Kommunen war - es so etwas wie eine "Bankenkrise" gab? Banken gehörten neben den Versicherungen zu den profitträchtigsten Unternehmen; deren Gewinne allerdings die ökonomischen Rücklagen für Staat und Kommunen bedeuteten, anstatt Dividende der Aktionäre... (die selbst bei gigantischen Verlusten noch kräftig verdienen = legalisierter Raub/Betrug/Verbrechen!).

Also mit dem Verkauf von staatlichem "Familiensilber" in Folge wirtschaftsliberaler Politik (brutal ab 2000, doch wann wurde von diesem unheilvollen Kurs endlich wieder merkbar abgewichen?) kamen all diese bestehenden Krisenentwicklungen (ach „Krise“, seit meiner Kindheit bin ich in einer Dauerkrise, nie erhielt ich– wenn überhaupt – genügend Taschengeld! Immer musste ich mir selbst aus meinen „Krisen“ heraushelfen!), ein Ende ist nicht abzusehen, solange nicht endlich alle Betroffenen aufstehen und deutlich NEIN zum wirtschaftsliberalen Kurs in der EU und Österreich sagen (Stichwort TIPP)!

Zurück zur Sicherung der Pensionen: Dann geschah der (von den "Zukunftsforschern" nicht bedachte) "Geburtenknick"; die Löhne sanken (d.h. automatisch damit verbunden das Versicherungsvorsorgeaufkommen), Kürzungen der Lohnnebenkosten usw. (als ich mit der Lehre fertig war, war ein Arbeitsangebot zum – nur - Kollektivlohn verpönt, heutzutage muss jemand schon froh sein, wenigstens den Kollektivvertrag zu bekommen!). Lohnnebenkosten sind Großteils die Deckung der Sozialversicherungen. Wenn ich Lohnnebenkosten senke, wirkt sich das auf die Rücklagen der Sozialversicherungen aus! Logisch, oder?

Wenn der aktuelle Finanzminister wieder einmal "laut nachdenkt" in Österreich Hartz IV einzuführen: auch Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe bezahlt ja nicht ER, sondern haben sich die Leute mit ihren Lohnnebenkosten selbst bezahlt. Was geht das eigentlich überhaupt IHN an???

Seine Politik ist Ausdruck dieses wirtschaftsliberalen Denkens: auch ER kommt aus der Wirtschaft und glaubt tatsächlich, ein Staat sei nach betriebswirtschaftlichen Überlegungen zu führen. ER, von dem ich eigentlich anfangs einen relativ guten Eindruck hatte, entpuppte sich bald als Fortsetzung des Grasser‘schen Finanzdenkens (nämlich das eines kleinen, wirtschaftspolitisch naiv denkenden Autohändlers...).
Die Situation der „Jungen“ ist bekannt: Wesentlich schlechtere Berufseinstiegsbedingungen (Prekariat, von der Öffentlichkeit bezahlte Lehrstellen, Teilzeitarbeit, unbezahlte Praktiken = Arbeitszeit ohne oder niederen Sozialabgaben = weniger, schlecht bezahlte Versicherungszeiten usw.), das heißt, dass nicht "die Alten" sich nicht um die Pensionen der Jungen "kümmern", sondern dass die neue Generation der wirtschaftsliberalen Unternehmer (dzt. vor allem aufseiten der wirtschaftsliberalen NEOS bzw. des merkwürdigen Stronach-Vereins vertreten) sich einen Dreck um die Sozialvorsorgen der Lohnabhängigen scheren.

Schluss: natürlich - die Banken müssen gerettet werden (auf Kosten der Sozialleistungen, Gesundheit, Bildung, Kultur usw.), denn wir können es selbstverständlich nicht verantworten, dass Banker auf Bänken im Park schlafen müssten, denn schließlich sind auch sie Lohnabhängige...

Bleibt mir gewogen

Gerald

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