Am Thürnlhof

 

Standpunkt 87: "Gut taktiert"

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Posted by Allé Wilfried Sunday, October 12, 2025 11:17:00 AM Categories: Steuern, Finanzen
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Aufhebung der Erbschafts- und der Schenkungssteuer 2007

https://de.wikipedia.org/wiki/Erbschaftssteuer_in_%C3%96sterreich

Der österreichische Ver­fas­sungs­ge­richts­hof hat mit sei­nen Ent­schei­dun­gen vom 7. März 2007[2] die erb­schafts­steuer­li­chen Re­ge­lun­gen des Erb­schafts- und Schen­kungs­steuer­ge­set­zes und vom 15. Juni 2007 auch die schen­kungs­steuer­li­chen Rege­lun­gen für ver­fas­sungs­wid­rig er­klärt und mit Wir­kung ab dem 1. August 2008 auf­ge­ho­ben, weil die Be­wer­tungs­vor­schrif­ten für Grund­stücke ge­gen den Gleich­heits­grund­satz ver­stoßen hat­ten. Der Ge­setz­ge­ber (da­ma­lige Koa­li­tion von Rot & Schwarz) hat da­rauf ver­zich­tet*), die ihm ge­währ­te Frist, das Ge­setz nach­zu­bes­sern, zu nut­zen, wo­durch die Erb­schafts- und Schen­kungs­steuer aus­ge­lau­fen ist, er hat je­doch im Hin­blick hie­rauf eini­ge Ge­set­ze wie das Grund­er­werb­steuer­ge­setz oder die Bundes­ab­gaben­ord­nung (§ 121a BAO) an­ge­passt und das Stif­tungs­ein­gangs­steuer­gesetz neu ein­geführt.

Die österreichische Erbschafts- und Schenkungs­steuer zählt zwei­fels­frei zu den so­ge­nann­ten Klein­ab­ga­ben. Das Auf­kom­men aus die­ser Steuer war mit etwa 110 bis 150 Mil­li­onen Euro jähr­lich**) ver­gleichs­weise ge­ring. Der Auf­wand, sie zu er­heben, soll aber sehr hoch ge­we­sen sein. Etwa 130 Finanz­be­amte wa­ren zu rund ei­nem Vier­tel ihrer Ar­beits­zeit da­mit be­fasst. Das Ar­gu­ment, dass die Ein­he­bung im Ver­gleich zum Auf­kom­men zu teuer sei, wird an­ge­sichts des tat­säch­li­chen Er­trages den­noch nicht von al­len ge­teilt. In der poli­ti­schen Aus­ein­ander­set­zung wurde bzw. wird ver­ein­zelt noch so­wohl von der SPÖ als auch von den Grü­nen kri­ti­siert, dass mit der Ab­schaf­fung bzw. dem Aus­lau­fen­las­sen der Erb­schafts- und Schen­kungs­steuer – ab­ge­se­hen von der Grund­steuer und der Kapi­tal­er­trag­steuer – in Öster­reich eine Be­steue­rung von Ver­mö­gen prak­tisch nicht statt­fin­det und hier­durch an­dere Ein­künfte wie Ar­beits­ein­kommen benach­tei­ligt würden.

*) verzichtet ist nett umschrieben.
Sämtliche Vorschläge des (Roten) Staatssekretärs im FM Christoph Matznetter wurden sei­tens des Koa­li­tions­part­ners (ÖVP) im­mer wie­der als koa­li­tions­un­taug­lich ab­ge­lehnt und so auf die lange Bank ge­scho­ben, bis – ja bis end­lich für die ÖVP – der 1. Au­gust 2008 ins Land zog, und eine Nach­bes­se­rung des Erb­schafts- und Schen­kungs­steuer­ge­set­zes aus­ge­lau­fen war. Da­nach war eine Repa­ra­tur, wie es der Ver­fas­sungs­ge­richts­hof ein­ge­for­dert hat­te, nicht mehr möglich.
Ende Gelände!
Ende der Erbschafts- und der Schenkungs­steuer in Öster­reich.

Eine taktische Meister­leis­tung seitens der ÖVP mit einer Orgie an im­mer noch nicht gut ge­nug ge­setz­ten Ver­än­de­run­gen, im­mer neue und noch hö­he­ren Hür­den für die Neu­ge­stal­tung des E. uns Sch.-Geset­zes vor­zu­brin­gen, so­dass irgend­ein­mal die Zeit des Nach­bes­serns ab­ge­laufen war.
Gut taktiert!

**) 110 bis 150 Mil­lio­nen Euro jähr­lich ist auch eine die­ser schmä­hen­den Er­zäh­lungen.
Wenn die Steuereinnahmen 110 Mio. (absichtlich nicht die 150 Mio! heran­ge­zo­gen) pro Jahr aus­mach­ten und 130 Finanz­be­amte zu rd. ei­nem Vier­tel ihrer Ar­beits­zeit damit be­fasst wa­ren, was bleibt dann netto in der Kassa?
Wir rechnen nach: 1 Viertel Arbeitszeit von 130 FA-Beamten ergibt rd. 33 FA-Beamte in Voll­zeit.
Wir dividieren die 110 Mio. Einnahmen durch 33 FA-Beamte und ermitteln so ein fik­ti­ves FA-Beamten­ge­halt. Also 110 divi­diert durch 33. Das Er­geb­nis wäre ein jähr­li­ches Brut­to von 3,33 Mio. für ei­nen Fi­nan­zer und die 110 Mio. wären auf­ge­braucht.
Dass FA-Beamten kein derart hohes Jahresgehalt bekommen, pfei­fen so­gar die Spat­zen vom Dach.
Die Quintessenz also lautet: Weil FA-Beamte nicht so 'fürst­lich' be­lohnt wer­den, näm­lich mit 3,33 Mio. pro Jahr oder 23.800,- Euro pro Monat (14 mal) bleibt doch tat­säch­lich Geld im Steuer­topf.
Schlecht?
Nein, natürlich nicht.
Aber die Erzählung "Bringt nix, kostet nur" sitzt!

Sie sitzt deshalb auch, weil wir medial zu solchen Denk­mustern kon­di­tio­niert werden.
https://www.az-neu.eu/Data/Sites/1/media/_myweb/pdf-dokumente_2018/printmedien-in-oesterreich-besitzverhaeltnisse.pdf
https://www.az-neu.eu/so-funktioniert-%c3%b6sterreichs-medienwelt
Pressefreiheit & das Geschäft mit der Wahrheit: Wie Medien gesteuert werden

FAZIT:
https://www.thuernlhof.at/standpunkt-56-reiche-durch-steuerbeh%c3%b6rden-besser-pr%c3%bcfen.aspx

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